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Regie: Lone Scherfig / UK 2014 / 107 Min.
Darsteller: Sam Claflin, Natalie Dormer, Douglas Booth, Jessica Brown Findlay, Max Irons, Holliday Grainger, Sam Reid, Ben Schnetzer
Produktion: Graham Broadbent, Peter Czernin
Freigabe: FSK 12
Verleih: Prokino
Start: 09.10.2014

 

 

Kaum eine schulische Tradition fasziniert die Menschen ungebrochen so sehr wie die vor allem in den Vereinigten Staaten gerne kultisch gezeichnete Institution der Studentenverbindung. Den geheimnisumwitterten Zusammenschlüssen von zumeist Eliteschülern wohnt seit Anbeginn der Reiz des Verruchten inne – den kuriosen Aufnahmeriten mancher Verbindungen sei Dank. So sehr, dass auch Filme gerade sektenähnlich organisierte Zirkel immer wieder zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Geschichten machen und diese in der Wahl des Genres recht breit gefächert auftreten können. In diesem Sommer bekam es Seth Rogen mit Zac Efron als Anführer einer Studentenvereinigung zu tun und lieferte sich in BAD NEIGHBORS eine krude Schlacht mit dem einstigen Teenie-Idol. Auch Filme wie THE SOCIAL NETWORK und SCREAM 2 greifen das Thema auf, was angesichts des in den USA wesentlich üppiger verbreiteten Kults auch wenig wundert. Sobald in einem Film Studierende auftauchen, ist die entsprechende Gruppierung meist nicht weit. Regisseurin Lone Scherfig, deren romantisches Melodram ZWEI AN EINEM TAG zuletzt verzauberte und deren Coming-of-Age-Drama AN EDUCATION zum Karrieresprungbrett für die hübsche Aktrice Carey Mulligan (DER GROSSE GATSBY) avancierte, widmet dem Phänomen mit THE RIOT CLUB einen ganzen Film und entwirft ein ebenso faszinierendes wie verstörendes Bild der unterschiedlichen Riten, denen nicht umsonst diverse Vorurteile anhaften. Trotz anklingender Vorschlaghammermoral und punktueller Überspitzung gelingt der Filmemacherin ein atemberaubendes Stück Nischenkino, das in seiner Durchschlagskraft und Aktualität noch lange nachhallt.

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Wer in Oxford in den elitären „Riot Club“ aufgenommen werden will, braucht das gewisse Etwas: den Charme, das Elternhaus und das nötige Kleingeld. Hier trifft sich die künftige Elite der Gesellschaft. Als die exklusive Runde neue Mitglieder sucht, fällt die Wahl auf die Studienanfänger Miles (Max Irons) und Alistair (Sam Claflin). Für Alistair ist das keine Überraschung, war doch schon sein großer Bruder Präsident des legendären Zirkels. Auch der eher bodenständige Miles zögert nicht lange, obwohl seine Freundin Lauren (Holliday Grainger) seine arroganten neuen Freunde nicht ausstehen kann. Höhepunkt des Jahres ist das traditionelle Dinner in einem abgelegenen Pub, ein Exzess, der für gewöhnlich schlimm endet. Doch wozu seine neuen Freunde wirklich in der Lage sind, ahnt Miles erst, als die Situation völlig außer Kontrolle gerät und er vor einer furchtbaren Entscheidung steht …

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Rollt erst einmal der Abspann von THE RIOT CLUB über die Leinwand, wird dem Publikum schnell klar, welchen Zweck Lone Scherfig mit ihrem achten Langfilmprojekt verfolgt. Die Regisseurin, die in ihren Werken immer wieder unbequeme Themen aufgreift, scheint dem Thema der Studentenverbindung generell wenig wohlgesinnt. Obgleich ihrem aus Genresicht schwer einzuordnenden Streifen von Beginn an eine unbequeme Atmosphäre nicht abzusprechen ist, geht sie mit fortschreitender Spieldauer immer konsequenter vor und lässt THE RIOT CLUB in einem Finale gipfeln, das mit einer differenzierten Betrachtungsweise nichts mehr zu tun hat. Damit gelingt es Scherfig kaum, Vorurteile abzubauen. Im Gegenteil: Ihr Film wird all jenen ein gefundenes Fressen sein, die der Thematik ohnehin äußerst skeptisch gegenüberstehen.