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IM GESPRÄCH MIT SCHAUSPIELERIN LIN SHAYE ZU INSIDIOUS: THE LAST KEY

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SIE LEBT IHREN TRAUM

Spätestens durch ihre Rolle als Elise Rainier in den INSIDIOUS-Filmen ist Lin Shaye auch einem größeren Publikum ein Begriff. Dabei wissen viele nicht, dass die heute 73-jährige Schauspielerin bereits seit über 40 Jahren vor der Kamera steht und dabei nicht nur in unzähligen Horrorfilmen, sondern z. B. auch in den Komödienhits DUMM UND DÜMMER und VERRÜCKT NACH MARY zu sehen war. In INSIDIOUS: THE LAST KEY kehrt sie nun in ihrer ikonischen Rolle als Elise Rainier zurück und hat im Zuge dessen sich die Zeit genommen, uns gut gelaunt ein paar Fragen zu beantworten. INSIDIOUS: THE LAST KEY startet/e am 4. Januar in den Kinos.

 

DEADLINE: Wie gehst du mit der Tatsache um, dass du für viele ein Horrorfilmstar bist?

 

Lin Shaye: Bin ich das? (lacht) Ich sehe mich selbst nicht als Horrorfilmstar und schon gar nicht als Star. Ich bin nur eine Person, die es seit Kindheit an liebt, in andere Rollen zu schlüpfen. Andere Personen zu spielen zu dürfen hat für mich was Magisches – ich könnte mir nichts anderes in meinem Leben vorstellen. Dass ich in all den vergangenen Jahren in sehr vielen Horrorfilmen zu sehen war, hat sich, ohne es geplant zu haben, einfach so ergeben. Meine erste Rolle in einem Horrorfilm habe ich – lass mich nachdenken – zu Beginn der der 80er-Jahre gespielt, danach war ich irgendwie auf das Genre festgelegt. Wobei ich ja nie typische Horrorrollen gespielt habe: In A NIGHTMARE ON ELM STREET bin ich in einer kleinen Rolle als Lehrerin zu sehen, und in den CRITTERS-Filmen ist meine Rolle durchwegs humoristisch angelegt. Ich würde mich daher nicht als herkömmliche Horrorfilmdarstellerin betrachten – eher als eine Schauspielerin, die auch daran ihren Spaß hat. (lacht)

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DEADLINE: Im Internet wirst du oft auch als Scream Queen bezeichnet. Was sagst du dazu?

 

Lin Shaye: Wenn ich mich nicht irre, habe ich nur sehr selten in einem Horrorfilm geschrien. (lacht) Ich bin noch weniger eine Scream Queen als ein Horrorfilmstar. (lacht) Der Titel Scream Queen gehört meiner Meinung nach bis heute Jamie Lee Curtis, die sich jenen durch harte Arbeit verdient hat.

 

DEADLINE: Du bist seit über 30 Jahren in Horrorfilmen zu sehen. Wie hat sich deiner Meinung nach das Horrorgenre über die Jahre hinweg verändert?

 

Lin Shaye: Ich würde sagen, die Filme von heute sind psychologisch besser ausgearbeitet. Neben den obligatorischen Schockmomenten legt man auch großen Wert darauf, die Figuren und die Geschichte glaubwürdig auszuarbeiten. Früher wurde dies noch nicht so ausgeprägt gemacht, obwohl natürlich auch Filme gedreht wurden, die diesbezüglich mit den heutigen Produktionen mithalten können. Ich denke, die Filme von früher waren in vielen Dingen naiver, was ihnen jedoch einen ganz eigenen Charme verliehen hat.

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DEADLINE: Lass uns nun über INSIDIOUS: THE LAST KEY sprechen. Du spielst darin zum vierten Mal die Rolle der Elise Rainier. Was gefällt dir an der Rolle so besonders?

 

Lin Shaye: Wie ich schon gesagt habe: Ich liebe es, andere Personen zu spielen. Die Rolle der Elise gibt mir dabei die Chance, eine starke, emotionale und auch humorvolle Person zu verkörpern, die nicht davor zurückschreckt, sich mit bösen Mächten anzulegen. Auch gibt mir die Geschichte von INSIDIOUS: THE LAST KEY die Chance, noch tiefer in ihre Persönlichkeit einzutauchen. Dieser Aspekt hat mir von Anfang an besonders zugesagt und mir wohl am meisten Spaß an der Arbeit an INSIDIOUS: THE LAST KEY gemacht.

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DEADLINE: Hat der Umstand, dass du noch tiefer in die Persönlichkeit Elise Rainiers eintauchen konntest, etwas damit zu tun, dass sie in INSIDIOUS: THE LAST KEY in das Haus ihrer Kindheit zurückkehrt?

 

Lin Shaye: Absolut richtig. Diese Idee gab mir die Möglichkeit, sie als Mensch noch facettenreicher darstellen zu können. Der Zuschauer erfährt noch mehr über Elise Rainier und wie sie zu dem geworden ist, was sie ist.

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DEADLINE: Was kannst du uns sonst noch über INSIDIOUS: THE LAST KEY erzählen?

 

Lin Shaye: Nicht viel. (lacht) Ich möchte keine Überraschungen vorwegnehmen und euren Lesern damit den Film kaputtmachen. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass es einmal mehr richtig Spaß gemacht hat, Seite an Seite mit Leigh Whannell und Angus Sampson zu drehen. Ebenso kann man sich auf Javier Botet in der Rolle des Keyface freuen – er spielt einen Furcht einflößenden Antagonisten.

 

DEADLINE: Dann kehren wir doch zu Elise Rainier zurück. In INSIDIOUS 3 erfährt sie bekanntermaßen von ihrem Schicksal, welches sie in INSIDIOUS ereilen wird. Trotzdem beschließt sie, im Wissen, dass sie dadurch sterben wird, weiterhin gegen das Böse zu kämpfen. Für mich erhält Elise Rainier dadurch auch eine sehr tragische Dimension, doch wie siehst du das – ist sie für dich eine tragische Figur?

 

Lin Shaye: Eine sehr interessante Frage. Ich habe sie noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet, da sie für mich vielmehr eine sehr heldenhafte Person ist. Sie besitzt die Kraft, trotz der Düsternis, welche sie umgibt, gegen das Böse weiterzukämpfen. Sie betritt sogar die Geisterwelt, wenn es gefordert ist, und schafft es auch, daraus zurückzukehren. Für mich ist sie daher eine Heldin. (lacht)

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DEADLINE: Welcher der bislang vier INSIDIOUS-Filme ist dein persönlicher Liebling?

 

Lin Shaye: Für mich ist und bleibt der erste Film mein Favorit. Damit hat alles angefangen, es war etwas Neues und anderes, sowohl für mich wie auch für die Zuschauer. Ich mag zwar die Fortsetzungen auch alle sehr, jedoch wird der erste Teil für mich immer etwas ganz Spezielles bleiben.

 

DEADLINE: Neben der INSIDIOUS-Reihe hat James Wan noch eine andere erfolgreiche Gruselreihe erschaffen. Die Rede ist von der THE CONJURING-Reihe, welche es bislang auf zwei Filme gebracht hat. Ist es vorstellbar, dass es in Zukunft mal ein Crossover zwischen den beiden Filmreihen geben wird?

 

Lin Shaye: Eine sehr coole und reizvolle Idee. Dafür wäre ich sofort zu haben. (lacht) Ich habe jedoch keine Ahnung, ob es diesbezüglich irgendwelche Pläne gibt. Ich habe James schon länger nicht mehr gesehen, da er voll und ganz mit der Arbeit an AQUAMAN ausgelastet ist. Ich denke jedoch, den Zuschauern würde so etwas sehr gefallen. Man könnte sich eine gute und spannende Geschichte erzählen, woran die Fans beider Filmreihen ihre Freude haben würden. Ich glaube, solch ein Crossover wird es eines Tages geben.

 

DEADLINE: Du hast am Anfang unseres Gespräches gesagt, dass es für dich etwas Magisches hat, andere Personen spielen zu können. Hat sich an dieser Magie über all die Jahre etwas verändert?

 

Lin Shaye: Nein! Ganz im Gegenteil. (lacht) Ich bin auch heute noch ein kleines Kind, wenn es darum geht, eine Rolle und ihre Facetten zu entdecken. Ich hätte mir am Anfang meiner Karriere nie träumen lassen, dass ich damit mal meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Für mich ist es ein Traum, den ich leben darf. Ich genieße jede Sekunde davon und bin dankbar dafür, dass ich in meinem Leben solch ein Geschenk erhalten durfte. Die Magie, als Schauspielerin arbeiten zu dürfen, ist für mich heute noch intensiver und unglaublicher. Ein besseres Leben könnte ich mir nicht wünschen. (lacht)

 

 

Interview geführt von Nando Rohner