Hier erhältlich als E-Paper
Warenkorb
Zoe Bell Raze Interview

Zoë Bell vs. Everyone – Ein Interview mit Zoë Bell

Zoë Bell wurde auf Waiheke Island in Neuseeland geboren, und mit diesem magischen Ort und ihrem wundervollen Namen wurde ihr ein besonderer Lebensweg mit in die Wiege gelegt. Schon als Kind von den physischen Möglichkeiten des menschlichen Körpers begeistert, entschied sie sich als Teenager, Stuntwoman zu werden. Eine eventuelle Verarztung war durch ihre Eltern, die Krankenschwester und Arzt von Beruf waren, stets gewährleistet. Nach einer intensiven Tätigkeit als Stuntdouble für Lucy Lawless in der Fernsehserie XENA machte sie für KILL BILL Bekanntschaft mit Quentin Tarantino. Uma Thurman mag zwar der Braut Gesicht und Sprache geliehen haben, doch die beeindruckend choreografierten und ausgeführten Kämpfe in Tarantinos Ode an das asiatische Martial-Arts-Kino brachten den Stern von Zoë zum Leuchten und machten sie als Thurmans Stuntdouble für viele zur wahren Protagonistin von KILL BILL. Tarantino schien das ähnlich gesehen zu haben und schrieb ihr in DEATH PROOF die Hauptrolle auf ihren durchtrainierten Leib, die für sie einen idealen Einstieg in die Riege der Darstellerinnen bedeutete: Sie durfte zunächst sich selbst spielen. Auch wenn nun bereits einer der angesagtesten Regisseure Hollywoods Blut an ihr geleckt hatte, tat dies ihrer Begeisterung als Stuntwoman keinen Abbruch, und so machte sie verschiedene Jobs für Filme wie CATWOMAN und GAMER.

 

Zoe Bell Raze Interview

 

Mit RAZE legt sich nun aber endgültig ihr Fokus auf ihre Rolle als Schauspielerin, bei der ihr nur zugutekommen kann, dass sie auch die physische Seite dieses Berufs kennt und auch bei den Actionszenen nicht vom bequemen Sessel aus auf dem Set zuschaut. Tarantino hat jedenfalls schon wieder einen Deal mit ihr eingefädelt, und der genauso selbstbewussten wie sympathischen Zoë kann man, gerade nach der Lektüre des Interviews (unser zweites mit ihr), für die Zukunft nur alles erdenklich Gute wünschen.

 

 

DEADLINE:

An welchem Punkt in deinem Leben hast du entschieden, dass du gerne Stuntwoman werden möchtest, schließlich scheint das ja nicht der übliche Wunsch eines Teenagers zu sein?

 

 

Zoë Bell:

Es war kein Traum bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich erst gemerkt habe, dass es überhaupt möglich war. Ich habe vorher gar nicht darüber nachgedacht, ich wusste gar nicht, dass es so was wie Stuntwomen überhaupt gibt. Ich habe mit Gymnastik angefangen, als ich neun war, und das bis 15 weitergemacht. Dann habe ich mit Martial Arts angefangen, weil ich zu groß geworden war, um mit Gymnastik weiterzumachen. Durch Martial Arts habe ich dann einige Jungs kennengelernt, die Stuntmen waren. Ich habe sie gefragt, was sie genau machten, sie erklärten es mir, und ab dem Punkt wurde es zu meinem Traum, Stuntwoman zu werden. Ich dachte, was? Das klingt ja großartig, das ist genau das, was ich für Geld machen möchte! (lacht)

 

 

DEADLINE:

Hattest du viele Diskussionen mit deinen Eltern? Wie standen sie Martial Arts und dem Beruf der Stuntwoman gegenüber?

 

 

Zoë Bell:

Nein, sie haben mich immer sehr unterstützt. Sie haben sich nur manchmal Sorgen gemacht, wenn ich mich leicht verletzt habe, dann haben sie mir gesagt, dass ich doch besser auf mich aufpassen solle. Aber sie waren immer sehr positiv engagiert und stolz auf mich. Schließlich kauften sie mir auch ein Trampolin, als ich zwei Jahre alt war, also tragen sie auch ein bisschen die Verantwortung für das, was ich tue. (lacht)

 Zoe Bell Raze

 

DEADLINE:

Und deine Freunde?

 

 

Zoë Bell:

Genau das Gleiche. Sie haben einfach gemerkt, dass ich etwas gefunden hatte, das perfekt zu mir gepasst hat und mich glücklich machte, das fanden alle wunderbar.

 

 

DEADLINE:

Hast du in dieser Zeit auch mehr mit Jungs als mit Mädchen rumgehangen?

 

 

Zoë Bell:

Ja, ich war mit Sicherheit ein Jungstyp. Als ich noch ganz klein war, war ich das typische kleine Mädchen, habe mit Barbies, die ich zum Beispiel Trixie Strawberry nannte, gespielt. Als ich dann mit dem Sport angefangen habe und zu einer Athletin wurde, bin ich irgendwie zu diesem Jungstyp geworden, ich kann nicht mehr genau sagen, wie es exakt passiert ist. Ich fand es einfach entspannter, mit Jungs rumzuhängen, Mädchen können in diesem Alter sehr kompliziert sein.

 

 

DEADLINE:

Ziemlich früh in deiner Karriere als Stuntwoman hast du angefangen, auch zu schauspielern. Wo liegen für dich die größten, vielleicht auch auffälligsten Unterschiede zwischen der Arbeit als Stuntwoman und der als Schauspielerin?

 

 

Zoë Bell:

Der größte Unterschied ist die emotionale Bereitschaft, die du als Schauspielerin mitbringen musst. Als Stuntgirl durfte ich nicht emotional verletzlich sein, sondern musste die Stunts professionell ausführen. Man durfte mich nie weinen sehen oder die Nerven verlieren oder mich ängstlich finden. Aber als Schauspieler ist deine wichtigste Aufgabe, bereit für Emotionen zu sein. Das war eine sehr große Umstellung für mich.

 

 

DEADLINE:

Gibt es auf den Sets eine Art von Rivalität zwischen Stuntdoubles und Schauspielern? Schließlich sind es die Stuntleute, die ihr Leben riskieren, aber die Schauspieler sind diejenigen, die besser bezahlt werden und berühmt werden.

 

 

Zoë Bell:

Ich denke, eher nicht. Ich weiß, dass das viele Leute denken. Mit Sicherheit gab es da immer mal wieder Fälle, aber generell machen Stuntdoubles das, was sie lieben, und das Gleiche gilt für Schauspieler, normalerweise. Es geht nicht in erster Linie darum, berühmt zu werden, sondern zum Gelingen des Films beizutragen. Das zentrale Element der Schauspieler ist das Gesicht, während die Stundoubles für die Action zuständig sind, und die Beleuchter sollen zum Beispiel die Schauspieler gut aussehen lassen. In der Entstehung eines Films hat so jeder seine Funktion zu erfüllen. Wenn es dich als Stuntdouble nervt, dass dem Schauspieler die ganze Aufmerksamkeit zukommt, dann solltest du vielleicht selber Schauspieler werden.

 

Zoe Bell Raze

DEADLINE:

Gibt es bestimmte Stuntmen oder Stuntwomen, die dich inspirieren?

 

 

Zoë Bell:

Ja, natürlich. Shauna Duggins ist phänomenal, sie ist meine Heldin und wäre noch immer mein Idol, wenn ich weiter Stunts machen würde. Ach, da gibt es so viele. Ben Cooke aus England, aus den alten XENA-Tagen, er war auch Bond-Double. Die ganzen Leute von XENA eigentlich, wir übten damals, die Welt zu beherrschen, und sind jetzt überall verstreut. (lacht) Wenn wir über Old-school-Stunts reden, muss ich Terry Leonard und Jeannie Epper nennen, während ich in meiner Generation Jeff Dashnaw bewundere, er hat DEATH PROOF koordiniert, ich mag auch seine Frau Tracy sehr.

 

DEADLINE:

Was denkst du über Jackie Chan, der ja seine Stunts selber ausführt?

 

 

Zoë Bell:

Er ist eine lebende Legende. Wenn ich mit ihm verglichen werde, reagiere ich auf zwei Arten: Einerseits fühle ich mich geehrt, andererseits finde ich es übertrieben, es ist, wie mit einem Gott verglichen zu werden. Ich denke, er ist jetzt an einem Punkt angekommen, wo ihn sein Körper sicher ankotzt (lacht), aber er hat eine unglaubliche Karriere hinter sich und ist immer noch aktiv! Jackie Chan ist einfach cool.

 

 

DEADLINE:

Gibt es eine bestimmte Art von Stunt, die du bevorzugst, gewissermaßen dein Skill Move?

 

 

Zoë Bell:

Ich liebe jede Art von Kämpfen. Ich mag es auch, an Drähten zu hängen und dabei durch die Gegend zu fliegen, das macht wirklich Spaß.

 

DEADLINE:

Wie hast du deine ersten Chancen als Schauspielerin bekommen?

 

 

Zoë Bell:

Die verdanke ich Quentin Tarantino. Ich hatte vorher einen Miniauftritt in Neuseeland in der Serie CLEOPATRA 2525, aber das waren nur drei Zeilen Text, als ich 19 Jahre alt war. Als Quentin für mich DEATH PROOF schrieb, hatte ich davon noch keine Ahnung und wusste erst recht nicht, dass ich 40 Seiten Sprechtext haben würde. Wir haben uns dann getroffen und sind zusammen das Skript durchgegangen, und da dachte ich, ich müsse sterben. Dann tranken wir ein paar Bier, und ich fing an, mich besser zu fühlen. Das war der Anfang, das war DEATH PROOF, meine erste echte Rolle.

 

 

DEADLINE:

Wie war Tarantino auf dich gekommen?

 

 

Zoë Bell:

Wir hatten uns bei KILL BILL kennengelernt, indem ich die Stunts für Uma Thurman gemacht habe. Da hat er mich gesehen und irgendwie entschieden, dass er mich gerne in einem seiner Filme hätte. Ich war damals auf dem Weg nach Kanada auf Durchreise in Los Angeles, als dort gerade das Vorsprechen für KILL BILL stattfand. In Neuseeland gab es immer weniger Arbeit für Stuntdoubles, und ich dachte, in den USA würde es zu hart für mich sein, und deswegen wollte ich nach Kanada. Durch die Regisseurin der Doku DOUBLE DARE, Amanda Micheli, bin ich zum Vorsprechen bei KILL BILL gekommen, und irgendwie schien ich die Leute überzeugt zu haben. Es ist interessant, jetzt darüber nachzudenken, wie zufällig doch vieles passiert ist. Also ging es dann für mich nach China statt nach Kanada.

 

Zoe Bell Raze

DEADLINE:

Du spielst jetzt meistens starke weibliche Charaktere. Würdest du gerne mal etwas ganz anderes spielen?

 

 

Zoë Bell:

Ja, ich würde liebend gerne Komödien machen. Seit RAZE betrachte ich Schauspielerei anders. Seit diesem Film fühle ich mich wirklich wohl in meiner Haut als Schauspielerin. Jetzt bin ich hungrig nach anderen Gelegenheiten, die mir vorher vielleicht etwas Angst gemacht hätten, die eine weiche Seite von mir zeigen. Jetzt habe ich Lust, auch etwas Gefühlvolles zu interpretieren, etwas Lustiges. Ich möchte meinen Horizont erweitern. Trotzdem liebe ich natürlich die Action.

 

DEADLINE:

Was war die schlimmste Verletzung, die du je hattest?

 

 

Zoë Bell:

Es war zwar nicht meine Wirbelsäule, aber ich hatte mich vor langer Zeit an meinem Rücken verletzt, als ich für XENA arbeitete, und für einen bestimmten Zeitraum war ich tatsächlich besorgt, meine Fähigkeit zu laufen zu verlieren. Das hat mir wirklich Angst gemacht. Und dann bei KILL BILL habe ich mich während der Proben verletzt, zerstörte mir mein Handgelenk und musste viele Operationen auf mich nehmen, um es wiederherzustellen. Das waren die schlimmsten Verletzungen, die ich hatte, die mich in meinem Kopf am meisten beschäftigt haben. Nicht mehr laufen zu können und zu einem Pflegefall zu werden ist für mich fast schlimmer als zu sterben. Ich musste damals auch eine einjährige Arbeitspause einlegen.

 

 

DEADLINE:

Wie war es für dich, dich selbst in DEATH PROOF zu spielen?

 

 

Zoë Bell:

Du musst verstehen, dass es für mich meine erste Rolle war, und die ganze Sache hat mir Angst gemacht, auch wenn es gleichzeitig aufregend und spaßig war. Es ist nicht so, dass ich bereits jahrelang Schauspielerin war und es dann auf einmal eigenartig war, mich selber zu spielen, sondern die Sache an sich war für mich ungewöhnlich. Aber auch verdammt cool.

 

DEADLINE:

Gab es bei RAZE für dich auch autobiografische Momente?

 

 

Zoë Bell:

Du musst immer eine persönliche Beziehung zu deiner Rolle aufbauen. Nur so bekommst du einen Zugang zu ihr. Aber ich würde nicht sagen, dass es autobiografische Elemente gab. Ich habe keine Kinder, ich musste niemals jemanden töten und so. Trotzdem habe ich versucht, mich sehr genau in Sabrina hineinzuversetzen und in das, was sie durchmachte. Es gab Zeiten, in denen ich an meinen Bruder gedacht habe und meine Gefühle für ihn in die Rolle einfließen ließ. Das hat mir geholfen, um Sabrinas Liebe zu ihrer Tochter nachzuempfinden und zu zeigen. Ich habe auch an die Lieder gedacht, die mir meine Mutter gesungen hat, als ich ein kleines Kind war. Ich habe versucht zu verstehen, was es bedeutet, eine Mutter zu sein.

 

 

DEADLINE:

Du bist nun zu einer tollen Schauspielerin geworden, aber was passiert normalerweise mit Stuntdoubles, wenn sie älter werden?

 

 

Zoë Bell:

Viele werden Stuntkoordinatoren. Für Frauen ist es aber schwieriger, wir würden das auch sehr gerne machen, aber es sieht so aus, als ob das noch einige Zeit brauchen wird, bis wir hier genauso akzeptiert sind. Viele doubeln auch Mütter oder Großeltern oder kaufen Immobilien, die sie dann verwalten. Wäre ich nicht Schauspielerin geworden, würde ich wohl in den nächsten Jahren vor dieser schwierigen Entscheidung stehen. Es ist eigenartig, denn in diesem Geschäft kannst du so gut sein, wie du willst, doch wenn du älter wirst, lässt dich das dein Körper spüren.

 

 

DEADLINE:

Was würdest du sagen, welchem Genre gehört RAZE an?

 

 

Zoë Bell:

Das ist sehr schwierig zu sagen, und alle diskutieren noch darüber. Für viele ist es ein Women-in-Prison-Film, doch da passen wir nicht so richtig rein. Wir werden nicht sexuell ausgenutzt. Du kannst ihn auch einen Actionfilm nennen, wegen der ganzen Kämpfe, manche Leute beschreiben ihn als Horrorfilm, wegen des Grundkonzepts und des Kidnappings. Andere sehen in RAZE die Geschichte eines Wettbewerbs. Aber es ist kein Film mit Kämpfern aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Kampfstilen, wie zum Beispiel in BLOOD SPORT. Ich würde ihn in das Genre „Intense“ einordnen. (lacht)

 

Zoe Bell Raze

DEADLINE:

Gibt es für dich heroische Elemente in RAZE?

 

 

Zoë Bell:

Ja, ich finde schon. Ich glaube, wenn die Leute Sabrina sehen, betrachten sie sie als Heldin. Sie tut, was sie tun muss, um ihre Tochter zu retten, aber sie tut es auch, um dem Tod der anderen Frauen einen Sinn zu geben.

 

DEADLINE:

Früher wurde von dir erwartet, die Stunts möglichst spektakulär aussehen zu lassen, bei RAZE war eher das Gegenteil der Fall. Hier sollte alles sehr düster, direkt und realistisch wirken. Wie war das für dich?

 

 

Zoë Bell:

Ja, das war ein Teil unserer Absicht. Josh, der Regisseur, wollte einen sehr realistischen emotionalen Aspekt in dem Film sehen. Wir wollten, dass die Kämpfe sehr brutal wirken, und diesem Anliegen spielt der Realismus natürlich in die Karten. Ich wollte gerne Kämpfe zwischen Frauen zeigen, die so noch niemand gesehen hat. Ich habe schon auf so viele verschiedene Weisen gekämpft, aber RAZE war anders.

 

 

DEADLINE:

Wenn Frauen gegeneinander kämpfen, sei es bei sportlichen Wettkämpfen oder in Filmen, finden das oft alle sehr sexy. Wie siehst du das bei RAZE?

 

 

Zoë Bell:

Das ist etwas, was wir bei RAZE auf jeden Fall vermeiden wollten. Ich meine, fast alle Schauspielerinnen bei RAZE sehen toll aus, aber ich wollte zum Beispiel, dass wir kein Make-up tragen. Einige Mädchen wollten ein bisschen geschminkt werden, aber das ist in Ordnung. Wir wollten die Frauen so wenig wie möglich als Objekte erscheinen lassen. Wir haben keine Push-ups getragen, keine Hotpants und uns auch nicht im Öl gewälzt. Es ging nie darum, diese Kämpfe sexy zu gestalten. Wenn jemand die Kämpfe in RAZE als sexy sieht, dann kann ich ihm auch nicht helfen. Das ist dann sein Problem. (lacht) Aber es stimmt, auch bei den weiblichen UFC-Kämpferinnen ist das ein aktuelles Thema. Frauen sind vielleicht das objektiv schönere Geschlecht und sehen auch gerne sexy aus. Trotzdem wollen wir ernst genommen werden. Wenn jemand denkt, dass ich sexy bin und deswegen aber bestimmt nicht intelligent, dann will ich sowieso nichts mit ihm zu tun haben.

 

 

DEADLINE:

Gibt es andere Filme, die du mit RAZE vergleichen würdest?

 

 

Zoë Bell:

Ich persönlich habe bisher noch keinen Film gesehen, bei dem ich denken würde, oh, das ist wie bei RAZE! Du?

 

 

DEADLINE:

Nun ja, es ist natürlich ein ganz anderer Film, aber der Anfang von RAZE hat mich schon etwas an CUBE erinnert, mit den Protagonisten, die sich in einem kleinen Raum wiederfinden und zunächst, genauso wie der Zuschauer, keine Ahnung haben, was für ein Spiel gespielt wird.

 

 

Zoë Bell:

Oh ja, das stimmt. Es gibt Elemente von CUBE oder auch von HOSTEL in RAZE, sogar von FIGHT CLUB. Aber das ist so, als würde man HOSTEL und FIGHT CLUB miteinander vergleichen. Wir sind irgendwo in der Mitte. Ich habe CUBE schon ewig nicht mehr gesehen, ich sollte ihn mir mal wieder ansehen. Ich habe CUBE damals auf dem Set von XENA gesehen, und ich glaube, es regnete stark, und deswegen hatte sich unser Drehplan verändert. Und ich hatte ungefähr sieben Stunden lang nichts zu tun. Und da habe ich mir CUBE angesehen. Ich erinnere mich noch genau daran, denn das ist ein sehr intensiver Film.

Zoe Bell Raze

 

DEADLINE:

Wurdest du im realen Leben jemals in einen Kampf verwickelt?

 

 

Zoë Bell:

Nein, ich war meistens diejenige, die dazwischengegangen ist, wenn zwei Personen miteinander gekämpft haben, und jeder von beiden konnte sich sicher mehr verletzen als ich. Aber ich habe mal einem Typen in einem Club ins Gesicht geschlagen.

 

 

DEADLINE:

Was hatte er getan?

 

 

Zoë Bell:

Er hat mich sehr, sehr unangenehm auf der Tanzfläche berührt. Ich wusste gar nicht, dass er da war, wir hatten gar nicht gemeinsam getanzt. Er hatte unter meinen Rock gefasst …

 

 

DEADLINE:

Es klingt, als hätte er es verdient …

 

 

Zoë Bell:

Das hat er auf jeden Fall. (lacht) Es ist komisch, darüber zu reden, und es ist schrecklich, dass ich ihn geschlagen habe, aber er sollte sich genauso schlecht für das fühlen, was er getan hat. Ich habe ihn ein paar Jahre später wiedergesehen, und er war eindeutig ruhiger geworden. (lacht)

Zoe Bell Raze DVD Cover

 

DEADLINE:

Du hast den Film auch selber mitproduziert. War das ein persönlicher Wunsch von dir?

 

 

Zoë Bell:

Ja, das war es. Als ich zu dem Projekt kam, sollte es noch ein Kurzfilm werden. Mit diesem Kurzfilm wollten wir hausieren gehen und Geld für eine Langfassung oder einen anderen Spielfilm oder eine Serie sammeln. Da haben sie mich gefragt, ob ich an dem Projekt beteiligt sein möchte. Am Anfang habe ich abgelehnt, da ich in einige andere Projekte involviert war, aber dann sind sie noch mal auf mich zugekommen, haben mir gesagt, dass dies ein Actionfilm mit weiblichen Protagonisten sei, den sie nicht ohne mich machen könnten, und dann habe ich zugesagt. Als sie mir dann noch eine Rolle als Produzentin angeboten haben, war ich sofort Feuer und Flamme, das wollte ich unbedingt machen. Mir hat es wirklich gefallen, ein Teil des Prozesses zu sein, Dinge vorzuschlagen, kreativ zu sein. Seitdem ich 17 war, befinde ich mich fast täglich auf einem Filmset, das ist für mich wie zu einer Sprache, die ich spreche, geworden.

 

 

DEADLINE:

Siehst du in RAZE auch eine Form der Kritik an dem steigenden Interesse der Zuschauer an immer spektakuläreren und gefährlicheren sportlichen und medialen Veranstaltungen? Sagen wir, zuerst gab es Boxkämpfe, dann kam UFC, und in der Zukunft kämpfen Menschen wirklich um ihr Leben, vor einem Publikum.

 

 

Zoë Bell:

Du scheinst da an ein Szenario aus MAD MAX zu denken. (lacht) Ich hoffe nicht, dass die Zukunft so wird. Klar verschieben sich die Grenzen immer weiter. Man braucht nur an einfache Beispiele wie Skateboarding oder Dirt Biking zu denken. Früher war es etwas Besonderes, wenn jemand den Superman machte, und heute ist es normal, einen Double-back hinzulegen oder mit Skimobilen durch die Luft zu springen. Die Erwartungen der Leute werden größer, aber Athleten sind heute auch leistungsfähiger als früher. Ich denke, man kann das Gleiche über Filme sagen. Mit der heutigen Technologie ist so viel mehr möglich. Heute kannst du Filme wie den aktuellen GODZILLA machen. Damals waren die Filme episch für ihren Stand der Technik, heute reizen sie die neuen Möglichkeiten aus. Auch mit RAZE wollten wir in einem gewissen Sinn neue Wege gehen. Wir wollten keine computergenerierten Effekte verwenden, keine Drahtseil-Stunts, keine unrealistischen Kämpfe. Wir mussten die Kämpfe so aussehen lassen, als hätten sie tatsächlich stattgefunden, um die Energie auf den Zuschauer zu übertragen, sodass er sie wirklich spürt.

 

Zoe Bell Raze

DEADLINE:

Was sind deine nächsten Projekte?

 

 

Zoë Bell:

Ich entwickle gerade eine TV-Show und habe einige interessante Projekte in den Startlöchern, über die ich aber im Moment noch nicht reden kann, auch in meiner Rolle als Produzentin. Es kommen einige Filme raus, die ich letztes Jahr gemacht habe, und ich habe ein Hörbuch aufgenommen. Ich habe in dem Film PRISON RAID mit Kristanna Loken mitgespielt, der in den nächsten Monaten rauskommen dürfte.

 

 

DEADLINE:

Stehst du noch in Kontakt mit Quentin Tarantino?

 

 

Zoë Bell:

Ja, natürlich. Ich habe eine Rolle in THE HATEFUL EIGHT, wenn der Film denn jemals gemacht wird. Wir haben dafür vor ein paar Wochen eine Live-Charity-Veranstaltung vor 1.500–2.000 Leuten gemacht. Das war Wahnsinn, ich stand auf der Bühne neben Bruce Dern, Kurt Russell, Samuel L. Jackson, Tim Roth … Das war schon nicht schlecht. (lacht)

 

 

DEADLINE:

Vielen Dank für deine Offenheit und das Interview, alles Gute für die Zukunft!

 

 

Zoë Bell:

Gerne, vielen Dank und gleichfalls.

 

 

Interview geführt von Leonhard Elias Lemke