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Regie: Zack Snyder / USA 2015 / 151 Min.
Darsteller: Henry Cavill, Ben Affleck, Gal Gadot, Laurence Fishburne, Jeffrey Dean Morgan
Produktion: Curt Kanemoto, Charles Roven, Jim Rowe, Deborah Snyder, Gregor Wilson
Verleih: Warner Bros.
Freigabe: FSK 12
Start: 24.03.2016

 

 

Fünf Minuten nach dem vereinbarten Embargo etwas über den soeben gekosteten Film schreiben zu dürfen. Schon längst hat man sich als mitteilendes Organ daran gewöhnt, Unterschriften zu leisten, Sperrfristen zu achten, ungeachtet der Tatsache, dass man u. U. einen Mitarbeiter in Übersee sitzen haben könnte, der einfach aufs Geratewohl berichten dürfte, da er das Objekt unserer Begierde ja legal vor Ort bereits gesehen hat. Zeter und Mordio, die Pressefreiheit unter Beschuss. Man kann es auch hochspielen. Ich fand das nie sonderlich einschneidend oder gar von Belang. Nun ist es aber bereits so weit, dass der Regisseur des bevorstehenden Films der gesamten anwesenden Presseschaft eine persönliche Ansprache spendiert, in der er ganz cool und lässig darum bittet, dem Publikum, das da noch kommen mag, um den Film unvoreingenommen zu sehen, doch bitte die Chance auf Unversehrt- … pardon, Unvoreingenommenheit nicht zu nehmen, indem man spoilerfrei über den Film berichten möge. Nicht jedoch bevor er der glückseligen Gesellschaft deren Privilegiertheit wie Honig ums Maul schmiert, indem er betont beiläufig eröffnet, man gehöre zu den Allerersten, die in den Genuss des Honigs kämen. Randnotiz: War das nicht schon immer so bei Pressevorführungen? Dass man den Film vor allen anderen sieht? Schwamm drüber, dafür ein Gebot: Du darfst nicht spoilern. Ich weiß, wovon der Mann redet. Das erklärt jedoch nicht die Existenz von Trailern. Trailern, die es schaffen, einem den Film zu vergällen, weil sie im Highspeed-Verfahren Plot samt Twist erzählen und die abgefahrensten One-Liner pfauengleich Parade fahren lassen. Ich für meinen Teil schaue mir schon lange keine Trailer mehr an. Auf diese Art bewahre ich mir meine (!) Unvoreingenommenheit. Immer noch alles entspannt bei mir. Ich mag Zack Snyder. Ich mag Superman. Ich mag Batman. Vor allem dessen Anfänge. Ich mag sogar Smallville. Ich mag Film. Nein, ich revidiere: Ich liebe Film. Alles, was damit zu tun hat. Ich weiß, wie lange und wie hart Menschen daran arbeiten, um eine Fantasie zum Leben zu erwecken. Sehr viele Menschen. Da stecken Abertausende Arbeitsstunden drin. Monate, manchmal sogar Jahre der Vorbereitung! Eigentlich hat es kein Film auf dieser Erde verdient, von einem dahergelaufenen Pressefuzzi oder Bloggisten mit einem wenig reflektierten Satz in Grund und Boden gerammt zu werden. Aber – und dieses Erbe ist kein leichtes – manchmal muss man das Publikum auch vor einem Film warnen.

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Mit dieser Annäherung an das Thema versuche ich meinen initialen Gedanken zu BATMAN V SUPERMAN, nämlich „Was für ein Dreck“, im Zaum zu halten und ihn in das Geschirr der Fundiertheit zu zwängen. Warum koche ich selbst jetzt noch vor Wut, obwohl ich direkt nach dem Film noch 5 km Fahrrad gefahren bin? „Was für ein Dreck“ ist zugegebenermaßen eine unfaire, oberflächliche Beurteilung, daher sollte man sich die Zeit nehmen, die einzelnen Szenen noch mal Revue passieren zu lassen, auch wenn es noch so sehr schmerzt, und siehe da: Artverwandte Adjektive treten zutage, und nicht wenige. Besser noch, all jene sind tatsächlich nicht nur hinterfrag- sondern auch rechtfertigbar. Als da wären: seelenlos, stumpf, unsympathisch, langweilig, beliebig, vorhersehbar, pathetisch, peinlich (und zwar das „peinlich“ mit dem Fremdschäm-Faktor) und ermüdend und abgedroschen noch hintendrein. Sowohl Superman, Batman als auch deren gesellschaftlich etablierte menschliche Hüllen entbehren jeglicher Substanz.

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