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Regie: Antoine Fuqua / USA 2015 / 123 Min.
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rachel McAdams, 50 Cent, Forest Whitaker, Naomie Harris, Miguel Gomez, Clare Foley
Produktion: Todd Black, Jason Blumenthal
Verleih: Tobis Film
Freigabe: FSK 16
Start: 20.08.2015

 

 

Der US-amerikanische Rapper und Produzent Eminem ist nicht nur laut Billboard-Magazin der erfolgreichste Musiker der 2000er-Jahre, sondern wurde 2011 aufgrund seiner Leistungen vom renommierten Rolling-Stone-Magazin zum „King of Hip-Hop“ gekürt. Der Weg an die Spitze war jedoch hart, gespickt mit Schicksalsschlägen, geprägt von Gewalt und basierend auf zerrütteten Familienverhältnissen, was das musikalische Ausnahmetalent schließlich 2002 im Oscar-gekrönten Musikdrama 8 MILE verarbeitete. 13 Jahre später plante man eine Fortsetzung jenes Erfolgsprojekts, und so war die ursprüngliche Geschichte unter dem Titel SOUTHPAW (umgangssprachliche Bezeichnung für Linkshänder per se wie Eminem. Aber auch „boxen in der Rechtsauslage“, wie es Linkshänder machen) als inoffizielles Sequel angelegt, welches eine metaphorische Aufarbeitung von Eminems eigenen Erlebnissen werden sollte. Die Produktion lief an, und der Superstar war auch tatsächlich für die Hauptrolle gecastet worden, als dieser nach nur wenig Drehzeit seinen Fokus lieber wieder auf die Musikkarriere legen wollte. Die Filmarbeiten stoppten, und es wurde ein neuer Protagonist gesucht, während der Erfolgsrapper weiterhin als Produzent des Soundtracks an Bord blieb und den Song „Phenomenal“ beisteuerte. Nachdem die Schauspielgrößen Ryan Gosling (DRIVE), Bradley Cooper (SILVER LININGS) und Jeremy Renner (MARVELS THE AVENGERS) für die Hauptrolle in Betracht gezogen wurden, ging diese letztendlich an den äußerst facettenreichen Jake Gyllenhaal, der zuletzt mit eindrucksvollen Darbietungen in so unterschiedlichen Werken wie PRISONERS, ENEMY und NIGHTCRAWLER brillierte. Der einstige DONNIE DARKO-Darsteller ist einer der begnadetsten Schauspieler seiner Generation und wurde bis auf seine herausragende und Oscar-nominierte Leistung in Ang Lees Homosexuellen-Drama BROKEBACK MOUNTAIN immer sträflich von der Academy ignoriert (Parallelen zu Leonardo DiCaprio sind unübersehbar), was besonders bei seiner großartig hypnotisch-fiebrigen Performance im erwähnten NIGHTCRAWLER für ungläubiges Kopfschütteln sorgte.

 SOUTHPAW

Umso größer sind die Erwartungen bei einem Sportler-Drama, denn dieses Genre hat schon einige Hochkaräter hervorgebracht und seinen Darstellern nicht selten die ultimative Chance auf den erhofften Goldjungen gebracht. Für die Rolle des Jake LaMotta in Martin Scorseses Biopic WIE EIN WILDER STIER wurde beispielsweise einst Robert de Niro mit dem Oscar geehrt, Mickey Rourke erhielt die erste Nominierung seiner Karriere für THE WRESTLER, Christian Bale gewann die Statue mit seiner intensiven Leistung bei THE FIGHTER, und ROCKY ist wohl der Inbegriff des erfolgreichen Sportfilms (drei Oscars) sowie ein fester Bestandteil der Popkultur. Die Vorzeichen bei SOUTHPAW sind ähnlich vielversprechend, denn neben Eminems und Gyllenhaals Beteiligung sitzt mit Antoine Fuqua (TRAINING DAY, THE EQUALIZER) ein äußerst versierter Mann auf dem Regiestuhl, der ein Händchen für ambivalente Figuren hat. Das Drehbuch ist von keinem Geringeren als Kurt Sutter, der mit dem Biker-Epos SONS OF ANARCHY eine der elektrisierendsten TV-Serien aller Zeiten schuf und wie kein anderer mitreißendes Entertainment in höchster Vollendung zu zelebrieren weiß. Für den Score zeichnet der kürzlich bei einem Flugzeugunglück tragisch ums Leben gekommene Oscar-Preisträger James Horner (TITANTIC) verantwortlich, während der ebenfalls Oscar-prämierte Kameramann Mauro Fiore (AVATAR) die Bilder zu dem Sportdrama liefert. Leider bewahrheitet sich hier so ein bisschen das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“, und so ist SOUTHPAW lediglich ein leidlich mitreißender Genrevertreter geworden, dem es nicht gelingt, die Zuschauer wirklich zu fesseln, und der darüber hinaus so tief in der Klischeekiste watet, dass aus einer intensiven Prämisse eine vorhersehbare Reißbrett-Produktion geworden ist.
Der Profiboxer und Halbschwergewichtsweltmeister Billy Hope (Jake Gyllenhaal) ist auf dem Zenit seiner Karriere angelangt und hat seinen Titel jüngst zum vierten Mal in Folge verteidigt. Privat führt der ehrgeizige sowie ziemlich impulsive Sportler ein Bilderbuchleben mit seiner wunderschönen Frau Maureen (Rachel McAdams) und seiner Tochter Alice (Clare Foley). Dies wird jedoch jäh zerstört, als Maureen bei einer Auseinandersetzung mit dem Herausforderer Miguel Escobar (Miguel Gomez) von einem Querschläger tödlich getroffen wird. Die Tragödie reißt Billy den Boden unter den Füßen weg und wirft ihn völlig aus der Bahn, sodass er seinen Schmerz nur noch in Alkohol zu ertränken und mit Medikamenten zu betäuben versucht. Als er letztendlich seinen nächsten Kampf und zusätzlich seine Tochter sowie sein Zuhause verliert, ist der ehemalige Champion am Boden und nur noch ein Schatten seiner selbst. Um seine Tochter wiederzubekommen, muss Billy die strengen Auflagen des Gerichts erfüllen und zu einem normalen Leben zurückfinden. Er macht das, was er am besten kann, und therapiert sich mit Sport, wozu er das kleine Boxstudio von Titus „Tick“ Wills (Forest Whitaker) aufsucht, der ihn wieder dahin bringen soll, wo er einst war. Der bärbeißige Trainer ist jedoch alles andere als begeistert, und so entsteht eine ungleiche Partnerschaft, deren Kulminationspunkt ein organisierter Weltmeisterschaftskampf vom undurchsichtigen Boxpromoter Jordan Mains (50 Cent) darstellt. Der Gegner ist kein Geringerer als Miguel Escobar.

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