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DIE LEBENDEN TOTEN ODER: MONSTERS OF REALITY

 

Zombies verirren sich eher selten auf Theaterbühnen. Und noch merkwürdiger mutet es an, wenn sie dies für ein politisches Stück tun. Doch genau das passiert im Werk des Dänen Christian Lollike, der in DIE LEBENDEN TOTEN faulige Untote und politisch hochbrisanten Stoff aufeinanderprallen lässt. Denn die Zombies werden bei ihm zum Sinnbild verzweifelter Flüchtlinge, die sich aus den Tiefen des Mittelmeeres erheben, um sich nach Europa aufzumachen.

LebendenToten.Buttgereit.von Birgit.Hupfeld

Die gesamte Bühne ist eine liebevolle Hommage an den Horrorfilm und speziell George A. Romeros DAWN OF THE DEAD, der hier auch musikalisch zitiert wird. Schauplatz ist die Halle einer Shoppingmall, im Videostore finden sich Tapes diverser Zombie-Klassiker, und auf den Bildschirmen laufen Ausschnitte aus den TV-Formaten DAS GRUSELKABINETT und DER PHANTASTISCHE Film. Auch ein Kino findet sich hier, das natürlich Creepshow heißt und auf dessen Projektionsfläche passend zum Inhalt der jeweiligen Szene die großartigen Illustrationen von FuFu Frauenwahl zu bestaunen sind. Die Zombies selbst könnten romeroesker kaum sein, inklusive grauer Schminke (die in Romeros Film dann ja eher blau wirkte). Es sind eben Konsum-Zombies oder auch Angst-Zombies, die schnell zu Wutbürger-Zombies werden. Aber hier von oben herabzuschauen wird dem Zuschauer schwer gemacht – erkennt man nicht auch seine eigenen Ängste in den Äußerungen der psychisch labilen Wiedergänger? So bleibt einem manchmal auch das Lachen im Halse stecken, und gelacht werden darf viel. Da fliegt auch gerne mal ein angeknabberter Hoden durch den Raum. Doch immer wieder werden Dinge ausgesprochen, die so kaum zu ertragen wären, hätte man sie nicht in einer Zombie-Groteske verpackt.

lebenden-Toten.Buttgereit.B.Hupfeld

DIE LEBENDEN TOTEN ODER: MONSTERS OF REALITY