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(OT: THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES)
Regie: Peter Jackson / Neuseeland, USA 2014 / 144 Min.
Darsteller: Martin Freeman, Ian McKellen, Richard Armitage, Orlando Bloom, Evangeline Lilly, Cate Blanchett, Luke Evans, Aidan Turner, Manu Bennett
Produktion: Peter Jackson, Fran Walsh, Zane Weiner
Verleih: Warner Bros. GmbH
Freigabe: FSK 12
Start: 10.12.2014

 

 

Als Regievirtuose Peter Jackson sein Opus magnum DER HERR DER RINGE vor elf Jahren mit DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS zum Abschluss brachte, war das Gefühl des Abschieds ein ziemlich wehmütiges. Sowohl für die Crew des Films als auch für die Zuschauer ging eine dreijährige Reise zu Ende, die nicht nur die Begriffe Epos und Superlativ neu definierte, sondern zudem auch unsterbliche Charaktere hervorbrachte, die ewig einen Platz in den Herzen des Publikums haben werden und deren Darsteller über jene Periode hinweg zu Superstars avancierten. Kaum verwunderlich also, dass sich der einstige Splatterregisseur für das Fade-out seiner ersten Tolkien-Adaption besonders viel Zeit nahm und den einzelnen Figuren jede Menge elegiedurchtränkte Abschiede einräumte, von denen jeder für sich genommen schon ein eigenes großes Werk hätte ausklingen lassen und einen wunderschönen Schlusspunkt hätte setzen können. Dass jene Kinomagie sich nicht wiederholen lässt, kann man überspitzt und vorgreifend gesagt allein daran festmachen, dass nun die Szenen des Abschieds bei der HOBBIT-Trilogie weit weniger elegisch, ziemlich eilig und ein bisschen lieblos ausfallen.

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Doch bereits die Vorzeichen sind nicht die besten gewesen, und so hagelte es bereits bei EINE UNEREWARTETE REISE Kritik bezüglich der verspielten, infantilen Inszenierung und der irritierenden 48 Bilder pro Sekunde, die dem märchenhaften Fantasy-Epos jeglichen Zauber nahmen und dieses mit digitaler Daily-Soap-Optik penetrierten. Auch SMAUGS EINÖDE hatte einerseits brillante Einzelsequenzen, die jedoch im Ganzen nicht homogen genug waren und dann auch noch sträflicherweise jegliche emotionale Wucht vermissen ließen, die für Filme dieser Größenordnung einfach existenziell ist. Mit DIE SCHLACHT DER FÜNF HEERE gelingt es Peter Jackson, das Steuer wieder ein wenig herumzureißen, und so hat der gigantische Kampf um den Berg Erebor nicht nur visuell jede Menge Schauwerte zu bieten, sondern auch emotional fischt er hier stellenweise in DER HERR DER RINGE-Gewässern. So ist dieser letzte Teil mit einer für „Mittelerde-Verhältnisse“ knappen Laufzeit von „nur“ 144 Minuten dann auch tatsächlich der kurzweiligste, den man sich paradoxerweise jedoch wiederum ein wenig länger gewünscht hätte, denn vielen Figuren wird kaum genügend Spielraum gewährt.

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Als die Gemeinschaft um Zwergenprinz Thorin (Richard Armitage) gemeinsam mit dem von Gandalf (Ian McKellen) rekrutierten Hobbit und Meisterdieb Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ihr Königreich im Inneren des Berges Erebor zurückerobern will, sehen sie sich einem überlebensgroßen Widersacher in Form des Drachen Smaug (Sprecher: Benedict Cumberbatch) gegenüber. Rasend vor Zorn sucht dieser Vergeltung und schwingt sich unheilschwanger zur angrenzenden Seestadt auf, um die Mauern und die dort lebenden Menschen zu vernichten. Parallel dazu ist Gandalf einer düsteren Macht auf die Schliche gekommen und nun Gefangener von Sauron, einem bösen Wesen, das nicht nur jeden Tag ein bisschen an Stärke gewinnt, sondern zudem auch eine Armee um sich schart, welche sich Mittelerde sukzessive unterwerfen soll. Den Anfang stellt diesbezüglich der strategisch wichtige Berg der Zwerge dar, der jedoch auch den Elben und ganz besonders Thranduil (Lee Pace) wichtig ist, da es noch eine alte Rechnung zu begleichen gibt. Als schließlich alle Schachzüge gemacht sind und ordentlich mit den Säbeln gerasselt wurde, stehen sich fünf Heere am Erebor gegenüber, und die schicksalhafte Schlacht beginnt.

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Vielen waren die beiden vorangegangenen Teile des HOBBITs zu langatmig, zu zäh und zu sehr künstlich „aufgeblasen“. Jenen dürfte DIE SCHLACHT DER FÜNF HEERE besonders gut gefallen, denn es wird kaum noch gewandert, schwadroniert oder großartig taktiert. Ein solch feines Kabinettstückchen wie das Zusammentreffen von Bilbo und Gollum im ersten Teil oder ein derart fiebriges Belauern, wie es Bilbo und Smaug im Sequel zelebrierten, fehlt gänzlich und wird durch Action, Tempo und jede Menge Augenfutter ersetzt. Das zweite Kapitel der ALIEN-Saga warb damals mit der Tagline „This time it’s war!“, und das passt auch wunderbar in den Abschluss der HOBBIT-Trilogie, denn hier ist der Zusatztitel Programm. Alle in SMAUGS EINÖDE fallen gelassenen Fäden werden wieder aufgenommen und kulminieren in martialischen Auseinandersetzungen, von denen die finale Schlacht ebenso monumental daherkommt wie einst der Angriff auf Minas Tirith in DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS. Was man allerdings schmerzlich vermisst, sind echte Sympathieträger und Identifikationsfiguren, was zur Folge hat, dass man zwar mitgerissen wird, aber dabei kaum Empathie empfindet.

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