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DECODER-EVENT IN BERLIN

 

 Decoder (Muscha, 1984)

DECODER-Bericht vom Event inklusive Screening von DECODER anlässlich der DVD-Erstveröffentlichung des Films am 16.8.2014 in Berlin.

 

Der Cyberpunk-Film von 1984 ist ein schräges Meisterwerk der Medienkritik, das vor allem in Italien, Japan und den USA Kultstatus genießt und nun endlich auf DVD erhältlich ist.

Stilecht wurde die DVD-Premiere im Eiszeit-Kino gefeiert, einem Berliner Off-Kino, das in den 80er-Jahren eröffnet wurde und die Westberliner Zeit hautnah begleitet hat (und im Übrigen die empfehlenswerte Reihe „Adult Horror Movies“ veranstaltet).

 

Das DECODER-Publikum an diesem Abend ist eine spannende Mischung aus Ich-war-damals-schon-dabei-Altpunks und Schulterpolster-Hipstern mit Leni-Riefenstahl-Gedächtnisfrisur sowie einem Punk, von dem ich hoffe, dass er mit seinem 30-cm-Iro im Saal nicht genau vor mir sitzt. Von prominenter Seite ist Klaus Maeck anwesend, der DECODER mitgeschrieben und -produziert hat und der zum Film spannende Anekdoten erzählt wie „Wir haben McDonald’s einfach ein falsches Drehbuch geschickt, um eine Drehgenehmigung für ihre Restaurants zu kriegen“ und gesteht, dass der Film in der ersten Hälfte über eine sehr konfuse Erzählung verfügt. Dann werden noch kurz Randale um die letzten Plätze mit einem entspannten „bleib doch mal locker“ von der Bühne aus gelöst, der Punk mit dem Iro sitzt rücksichtsvollerweise am Rand, und schon geht der Film los:

DECODER_Presse_08

Der „Decoder“ (FM Einheit) vermutet einen Zusammenhang zwischen den immer glücklichen Gesichtern der Leute und der „Muzak“, der Musik, die die Menschen in Fast-Food-Läden dauerberieselt. Wie ein Besessener beginnt er in seinem eigenen Studio, Töne zu zerlegen und neu zusammenzusetzen. Und er findet so einen eigenen Weg, die Menschen zu manipulieren. Seine Freundin Christiana (Christiane Felscherinow) glaubt zunächst nicht an seine Entdeckung. Doch in der Peepshow, in der sie arbeitet, hat sie einen „Verehrer“ (Bill Rice), der Agent für das Sicherheitsministerium ist und bereits darauf angesetzt ist, den „Decoder“ zu stoppen … Im Entstehungsjahr des Films, 1984, ist Deutschland geteilt und Westberlin von einer Mauer umgeben. Und es ist auch das Jahr, das sich mit George Orwells düsterer literarischer Zukunftsvision NINETEEN EIGHTY-FOUR (1948 geschrieben) konsequenterweise vergleichen lassen muss. In der Gegenkultur dieser Zeit entsteht mit DECODER ein Film, der seine eigene Version von der Manipulation der Massen erzählt.