Edgar Wright, der britische Filmemacher hinter Hits wie SHAUN OF THE DEAD, HOT FUZZ, SCOTT PILGRIM GEGEN DIE WELT und THE WORLD’S END, konnte aufgrund seines einzigartigen Stils auf der ganzen Welt eine große Fangemeinde für sich gewinnen. Zuletzt machten jedoch eher traurige Nachrichten zu seiner Karriere die Runde. Nach jahrelanger Konzeptarbeit an Antman trennte sich Wright aufgrund „kreativer Differenzen“ schließlich von den zuständigen Marvel-Produzenten und überließ die Regie einem anderen. Übrig blieb dann nur noch eine Nennung als Ko-Autor im Abspann. Wegen dieses Dämpfers sollten bis zur nächsten Regiearbeit nach THE WORLD’S END ganze vier Jahre vergehen.
Doch nun steht mit BABY DRIVER (vom Verleih kurzzeitig als DRIVE BABY DRIVE „pseudo-eingedeutscht“) endlich sein nächster Film in den Startlöchern und kommt in Form eines romantischen Comedy-Actionfilms daher. Obwohl es sich nicht wirklich um ein „Musical“ im klassischen Sinne handelt – so war der Film einst angekündigt worden –, spielt Musik als wichtige Antriebsfeder der Handlung eine große Rolle.
Ein dauerhafter Tinnitus plagt den Fluchtwagenfahrer Baby (Ansel Elgort), weswegen er ständig über seine Kopfhörer Musik laufen lässt. Ein echtes Hindernis ist das jedoch nicht: Da er zu den Klängen seiner persönlichen Playlist jedem Verfolger entkommt, ist er tatsächlich einer der Besten in diesem Job, und sein Talent spricht sich in Gangsterkreisen schnell herum. So wird auch der Gangsterboss Doc (Kevin Spacey) auf ihn aufmerksam und beginnt, seine speziellen Fluchtfähigkeiten auszunutzen. Baby steht bei Doc in der Schuld und muss daher einen gefährlichen Auftrag für ihn ausführen. Er soll die Ganoven Buddy (Jon Hamm), Darling (Eiza González), Griff (Jon Bernthal) und Bats (Jamie Foxx) von Raubzug zu Raubzug kutschieren und zuverlässig dafür sorgen, dass sie dem Gefängnis entgehen. Dass Baby eigentlich längst aus dem Geschäft aussteigen und gemeinsam mit seiner großen Liebe, der Kellnerin Deborah (Lily James), ein normales Leben führen wollte, ist den Gangstern dabei herzlich egal …
Das, was Edgar Wright im Jahr 2003 bereits mit seinem Musikvideo zu MINT ROYALEs „Blue Song“ in kleinerem Rahmen ausprobiert hat, hält er jetzt tatsächlich über eine Spieldauer von 113 Minuten konsequent durch: Der gesamte Film gleicht einer stylischen Musikvideo-Choreografie! Die 30 verwendeten Songs sind dabei fester Teil der Handlung, da die Hauptfigur Baby ständig einen Kopfhörer im Ohr hat, und verleihen den zahlreichen Verfolgungsjagden eine unglaubliche Rasanz und audiovisuelle Komik. Sogar die Schießereien finden im „richtigen Takt“ statt.
Und auch abseits dieses originellen Gestaltungselements versprüht BABY DRIVER die typischen Stärken eines Edgar-Wright-Films: Die Dialoge sind flott, überall warten filmgeschichtliche Querverweise, und jeder der sehr unterschiedlichen Charaktere groovt sich auf seine ganz eigene Art tief ins Herz des Zuschauers. Dass der Film dabei tatsächlich auch sehr gut als actionreiche Romanze funktioniert, liegt vor allem an der wunderbaren Leinwandchemie zwischen Ansel Elgort und Lily James.
(Jonas Hoppe)
Der bisher stylischste und romantischste Actionfilm des Jahres!
In der aktuellen Deadline präsentieren wir euch zudem ein ausführliches Edgar-Wright-Interview, in dem euch allerhand spannende Hintergrundinfos erwarten.