Hier erhältlich als E-Paper
Warenkorb

Regie: Clint Eastwood/ USA 2014 / 132 Min.
Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Max Charles, Luke Grimes, Kyle Gallner, Jake McDorman, Sam Jaeger
Produktion: Bradley Cooper, Clint Eastwood, Andrew Lazar, Robert Lorenz, Peter Morgan
Freigabe: FSK 16
Verleih: Warner Bros.
Start: 26.02.2015

010

Wenn ein 84-jähriger Republikaner einen Film über einen Soldaten macht, der unter Kameraden „The Legend“ genannt wurde, dann kann man eigentlich nur hoffen, dass im Kino beim Einlass gleich Speibsackerln mit verteilt werden. Doch Clint Eastwood ist von jeher einer, der den kritischen Blick auf sein Land nie gescheut hat. Daher ist sein AMERICAN SNIPER ein durchaus vielschichtiger und spannender Kriegsfilm geworden, bei dem sich genaues Hinsehen lohnt.

 

Chris Kyle (Bradley Cooper) ist ein junger Texaner, der tut, was junge Texaner so machen: nuscheln und Rodeo reiten. Als Reaktion auf zwei Anschläge 1998, die US-Botschaften in Daressalam und Nairobi treffen, beschließen er und sein Bruder Jeff (Keir O’Donnell), in die Armee einzutreten. Noch während seiner Ausbildung zum Navy S.E.A.L. lernt er in einer Bar seine zukünftige Frau Taya (Sienna Miller) kennen. Nach dem 11. September 2001 zieht Kyle, mittlerweile zum Scharfschützen ausgebildet, zum ersten Mal in den Irakkrieg. In den nächsten Jahren wird er noch drei weitere Male dorthin zurückkehren, dabei unzählige Leben retten und mindestens ebenso viele auslöschen und lernen, dass man den Krieg auch in der Heimat nicht hinter sich lassen kann.

 

Es sagt viel über den aktuellen Zustand der Welt aus, wenn nach FURY – HERZ AUS STAHL in diesem Jahr schon der zweite sehenswerte Kriegsfilm in die Kinos kommt. Dabei ist die Grundstimmung in AMERICAN SNIPER zunächst eine sehr konservative: Am Beginn des Films bekommen Klein-Chris und sein Bruder nach dem Besuch in der Kirche vom reaktionären Vater Käse vorgesetzt von „Schäfchen“, die vor „Wölfen“ von „Hirten“ beschützt werden müssen. Für den Fall, dass einer seiner Söhne vorhat, ein Schaf und kein Hirte zu sein, legt Papa Kyle gleich mal seinen Gürtel für schlagfertige Argumente bereit. Ein Wunder, dass seine Söhne in der Armee und nicht in der Klapse landen.

019

Doch während viele seiner Kameraden und auch Kyles Bruder Jeff nach und nach an den Folgen des Krieges zugrunde gehen, scheint „The Legend“ unkaputtbar. Man fragt sich unweigerlich, wann bei Chris Kyle angesichts von traumatischen Erlebnissen wie getöteten Kindern der Zusammenbruch kommt. Aber diese zumindest Klarheit bringende Erlösung gibt es in AMERICAN SNIPER nicht. Stattdessen bewahrt Chris Kyle nach außen stets das intakte Bild. Vor Freuden, Kameraden, aber vor allem auch vor seiner Frau.