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68 KILL – REGISSEUR TRENT HAAGA IM INTERVIEW

Photo: Alfonso-Bresciani ©2016-Snowfort-Pictures
Photo: Alfonso-Bresciani ©2016-Snowfort-Pictures

68 KILL – EIN PUNKROCK-GRINDHOUSE-SPLATTER FÜR VÖLLIG DURCHGEKNALLTE

Ein Blitz-Interview mit 68 KILL-Regisseur Trent Haaga auf dem Fantasy Filmfest in Frankfurt am Main.

 

Klärgruben abzupumpen hatte zwar noch nie zu Chips (Matthew Gray Gubler) Vorstellung eines perfekten Lebens gezählt, doch man will ja nicht meckern, und immerhin ist seine Freundin Liza (AnnaLynne McCord) total heiß. Ja, okay, sie ist „etwas“ dominant und stockt ihr Einkommen durch einen Sugar Daddy auf. Aber jede Beziehung hat doch so ihre kleinen Schwierigkeiten, oder? Als Liza dann vorschlägt, ihren schmierigen Wohltäter um sein Vermögen zu erleichtern, entdeckt Chip eine Seite an ihr, von der er nicht wusste, dass sie existiert … oder es einfach nicht wahrhaben wollte. Eins kommt zum anderen, und plötzlich hat er – ansonsten eher eine Pussy – eine Waffe in der Hand, ein Mädchen in seinem Kofferraum und keine 24 Stunden mehr, um aus dem Schlamassel wieder rauszukommen.

Trent Haaga hat bereits bei mehr als 50 Spielfilmen als Drehbuchautor, Produzent, Regisseur und Schauspieler mitgewirkt. Er hat unter anderem das Drehbuch für den Publikumspreisgewinner des SXSW-Festivals 2013, CHEAP THRILLS, den Kulthit DEADGIRL und Courteney Cox‘ Regiedebüt TALHOTBLOND geschrieben. Obwohl 68 KILL erst die zweite Regiearbeit Haagas ist, hat er nun mit der Verfilmung des Pulp-Crime-Romans 68 KILL von Bryan Smith einen gelungenen Indie-Horror-Grindhouse-Streifen in der Tradition von Russ Meyer und Robert Rodriguez in bester Punkrock-Manier geschaffen. Nach dem Screening auf dem Fantasy Filmfest in Frankfurt hat sich Dimitrios Charistes den witzigen Ami für ein Blitzinterview geschnappt.

 

Ein Review findet ihr in der DEADLINE #65. Die DVD und Blu-ray ist jetzt erhältlich!

68 Kill

Hi Trent, vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Du hast in diesem Jahr deinen neuen Film 68 KILL auf dem Fantasy Filmfest vorgestellt. Gerade beim Q&A im Saal kam bereits die Frage auf, wie es dazu gekommen ist, das gleichnamige Buch von Bryan Smith zu adaptieren. Und was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede innerhalb deiner Inszenierung?

 

Ich bin schon lange ein Fan des Schaffens von Bryan Smith und habe alles gelesen, was er je geschrieben hat. Er hat 68 KILL vor einigen Jahren im Eigenvertrieb herausgebracht und immer an sein Buch geglaubt. Letzten Endes ist Crime & Thriller mein bevorzugtes Literaturgenre. Als ich 68 KILL gelesen habe, ist der Funke übergesprungen, und ich wusste, dass ich es schaffen kann, das Buch zu inszenieren. Also rief ich Bryan kurzerhand an und habe mir die Buchrechte erworben und danach das Drehbuch adaptiert. Insgesamt war es ein zweineinhalbjähriger Prozess, vom ersten Lesen des Buches bis zur Rechtefreigabe und schlussendlich bis zum Drehbeginn. Ich glaube, dass Bryan sehr glücklich mit der finalen Fassung ist, auch wenn ich einige Elemente im Buch anders strukturieren bzw. weglassen musste. Der größte Unterschied ist wohl, dass ich einige Charaktere einführe, die zur Mitte des Buches bereits verschwinden. Außerdem habe ich etwas mehr Romantik und Humor in die Filmversion implementiert. Letzten Endes wollte ich erreichen, dass die Fans des Buches keine Eins-zu-eins-Adaption bekommen, sondern sich vom Film noch einmal neu überraschen lassen können.

68 Kill

68 KILL hat bisher viel positives Feedback vonseiten der Filmpresse wie auch der Fanbase bekommen. Ich persönlich finde ja, dass 68 KILL ein außerordentlicher Partyfilm ist, den man sich mit seinen besten Freunden reinziehen sollte. Für alle, denen du deinen Film in drei Sätzen verkaufen müsstest: Was würdest du erzählen?

 

Ich freue mich über das Feedback. Das hatte ich mir wirklich nicht erträumen können. Ich wollte immer den Film machen, den ich mir auch selbst anschauen würde. Das sollte aber eigentlich immer der Anspruch eines Regisseurs sein. (überlegt) Hm, wenn ich den Film in drei Sätzen beschreiben müsste? O. k., dann wie folgt: 68 KILL ist ein Crime-Comedy-Romance-Thriller, in dem die Geschlechterrollen mal vollkommen umgedreht werden. Der Film ist sexy, witzig, aber auch brutal – alles zur gleichen Zeit. Ein Genre-Mash-up – von allem zu viel, aber nie zu wenig!

 

Ein großes Lob auch an das fantastische Cast, das ihr zusammengestellt habt. Wie lief der Casting-Prozess ab? Und unter uns: Sind die Ladys hinter den Kulissen genauso wild wie im Film?

 

Ich schreibe niemals ein Drehbuch für bestimmte Schauspieler. Letzten Endes hängt es in unserem Segment natürlich auch immer vom Budget ab. Tatsächlich war ich aber süchtig nach CRIMINAL MINDS und hatte einige Binge-watching-Sessions hinter mir, wo ich auf Matthew May Gubler gestoßen bin. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir aber nicht vorstellen, dass er tatsächlich einmal in meinem Film mitspielen würde. Für die Ladys gab es ein großes Casting, und ich bin sehr froh über unsere Entscheidung. Sie sind supercool und verstanden sofort den Vibe und Tonfall des Films. Ich muss euch aber enttäuschen, dass sie allesamt auch privat so verrückt sind. Die Frauen sind einfach großartige Schauspielerinnen!

 

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Was für viele sicher interessant ist, dass du als Co-Writer für das Horrorvideospiel THE EVIL WITHIN 2 engagiert wurdest. Kannst du dir vorstellen, weiterhin Drehbücher für Videospiele zu schreiben, bzw. gibt es hier konkrete Projekte? Und glaubst du, dass der kreative Prozess beim Schreiben eines Videospielskripts ein anderer ist als beim Film?

 

Ich habe diesen Job geliebt! Als Erstes bin ich für fünf Monate nach Tokio gezogen, um direkt mit dem Entwicklerteam vor Ort zu sein. Ich habe feststellen müssen, dass die Videospielbranche tatsächlich in vielerlei Hinsicht offener eingestellt ist als die Filmszene. Viele Typen aus der Filmbranche glauben alles zu wissen, alles zu kennen. Daher sind viele nicht wirklich offen für neuartige Kollaborationen. Videogamer haben da noch die Frische und den Drang, etwas gänzlich Neues zu kreieren – diese Begeisterung hat mich angesteckt. In Videospielen wird immer noch viel experimentiert, es gibt nicht zwingend eine Schema-Formel, und es steckt noch so viel Potenzial im Entwickeln von spannenden, spielbaren Geschichten. Aktuell habe ich allerdings keine Videospielprojekte in der Pipeline, würde es aber jederzeit wieder tun, wenn das richtige Angebot auf meinem Schreibtisch landet.

68 Kill

Was hat dich persönlich dazu bewogen, beruflich in der Filmindustrie Fuß zu fassen?

 

Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, die nicht einmal ein eigenes Kino hatte. Das war noch vor der VHS-Zeit, und stellt euch vor, es gab noch nicht einmal Internet! Wir hatten damals insgesamt drei TV-Sender. So war es für uns Teenager immer ein großes Abenteuer, in die nächstgelegene Stadt in ein Filmtheater zu fahren, um dort neue Filme zu entdecken. Film war sofort das Medium, welches mich umgehend fasziniert hat. Filme können eine ganz eigene Magie darstellen. Es fällt mir nur schwer, das zu erklären oder in Worte zu fassen, aber letzten Endes „spüre” ich den Film. Es ist eine Liebe, die noch immer anhält – ob im großen Multiplexkino, auf VHS und später auf DVD oder heute als Streaming. Ich fühle mich beim Entdecken großartiger Filme sofort wieder an meine Kindheit zurückerinnert, was immer ein tolles Gefühl ist. Tatsächlich hätte ich mir damals niemals vorstellen können, selbst einmal Filmemacher zu werden. Aber ich habe mich durchgeschlagen. Und jetzt, 20 Jahre nach meinem ersten Film, gebe ich internationalen Filmmagazinen Interviews. (lacht)

 

 

Da wir als Filmmagazin mit Fokus auf Genre und Horror agieren, frage ich dich, was für dich die drei schrägsten Filme waren, die du gesehen hast. Und Bonusfrage: Was war der Film, der dich zuletzt komplett wahnsinnig gemacht hat?

 

Tatsächlich bin ich ein großer Fan der Filme von Jörg Buttgereit, die schon immer eine Inspiration für mich waren. Weiterhin liebe ich alles, was Álex de la Iglesia macht. Filme im „Dark Entertainment“-Bereich, die mich zuletzt weggeblasen haben, waren THE VANISHING oder der unterschätzte, aber sehr atmosphärische SESSION 9. Und auch wenn viele Menschen den Film hassen, A SERBIAN FILM war auch eine Extremerfahrung, die ich sehr gerne erlebt habe. Dann gab es da 2008 einen Film namens PATHOLOGY, der in den letzten Jahren zu einem meiner Lieblingsfilme wurde. Großartiges Schauspiel, ziemlich düster, aber auch sexy und mit reichlich Twists fabriziert – und tatsächlich ohne großes Budget realisiert. Leute, schaut diesen Film!

 

68 Kill

 

Letzte Frage: Gibt es aktuelle Projekte, über die du berichten magst?

 

Ich vermeide es, über Projekte zu sprechen, die sich noch in der Realisierungsphase befinden. Daher möchte ich dazu noch nichts sagen. Aber vielleicht interessiert euch das hier: Ich habe als Co-Autor bei einem schrägen Insektenfilm namens IT CAME FROM THE DESERT mitgearbeitet, der auch auf dem Fantasy Filmfest läuft. Außerdem habe ich in einem Film mitgespielt – BAD MATCH, der noch in diesem Jahr in den USA erscheinen wird. Und dann müsst ihr natürlich alle 68 KILL auf DVD oder VoD kaufen, der am 6.10. in Deutschland erscheint. Videogamer dürfen sich auf THE EVIL WITHIN 2 freuen – das Spiel erscheint bei euch am 13.10.

 

Und wie hat dir dein Aufenthalt in Deutschland gefallen?

Oh, Deutschland hat mir sehr gefallen. Leider war es nur viel zu kurz. Ich hoffe also, dass ich weiterhin die Möglichkeit habe, neue Filme zu drehen, um euch bald wieder zu besuchen!

Vielen Dank für das Interview

 

Interview geführt von Dimitrios Charistes

 

 

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